Eine Übersicht über den GIS-Produktemarkt zu erhalten ist nicht ganz einfach. Hilfreich sind hierbei die jährlich zur Intergeo erscheinenden GIS-Reporte des Harzer-Verlags. So listet der Band von 2017/2018 (Harzer, 2017) etwa 1000 Kurzbeschreibungen von GIS-Software und ca. 150 Anbieter von GIS-Produkten alleine im deutschsprachigen Markt.
Die GIS-Produktentwicklung hat sich in den letzten Dekaden vom universellen GIS über Desktop GIS bis hin zu Web-GIS vollzogen. Während universelle GIS primär von gut ausgebildeten Experten bedienbar waren, begegnen uns Web-GIS-Lösungen heute an vielen Stellen und der Bürger kann diese einfach und ohne Schulungen bedienen. Web-GIS-Lösungen ermöglichen es sehr einfach, die inzwischen umfangreich vorhandenen Geodaten zu visualisieren und zunehmend auch zu analysieren.
GIS-Produktfamilien umfassen Server-GIS, Desktop-GIS, GIS-Reader, GIS-Viewer oder GIS-Auskunftssysteme, vielfältige GIS-Fachschalen, mobile GIS, GIS-Dienste/-frameworks und GIS-Tools. Anbieter solcher Produktfamilien sind z. B. Autodesk (Produkte auf AutoCAD-Basis), Bentley (Bentley Map), ESRI Geoinformatik (ArcGIS-Familie), GE Energy (Smallworld Core Spatial Technology), Intergraph (GeoMedia-Produktfamilie), MapInfo (MapInfoProfessional-Produkte). In den letzten Jahren haben sich zudem eine Reihe von freien bzw. open source GIS-Produkten (z.B. Quantum GIS, OpenJump, gvSIG) auf dem Markt etabliert. Darüber hinaus existieren viele GIS-Einzelprodukte oder Produktkomponenten, z. B. im Bereich der Fachschalen, die auf den vorher genannten Produktfamilien aufbauen können oder aber als eigenständige Lösungen am Markt etabliert sind.
In größeren Produktionsumgebungen, sei es z. B. in der öffentlichen Verwaltung einer Stadt, einer Landesumweltverwaltung oder bei einem großen Ver- und Entsorgungsunternehmen, treten diese unterschiedlichen Produktkomponenten meist im Zusammenspiel auf. Die großen Datenmengen im Unternehmen werden auf Servern im Sinne eines gemeinsamen Rückgrats (backbone) der gesamtem verteilten Systemwelt verwaltet und verfügbar gemacht (hosting). Meist sorgen fachlich versierte Nutzer an Desktop GIS für die Erhebung bzw. Qualifizierung und Aufbereitung der verschiedenen Geodaten, die dann von vielen Anwendern über unterschiedliche GIS-Clients betrachtet oder für einfache Abfragen genutzt werden. Hierbei werden vermehrt mobile Systeme unterstützt (Tabletts, Smartphones).
In transaktionalen Anwendungen können mittels der GIS-Clients auch Daten erfasst werden. Die Datenerfasser sind dabei meist Experten und benutzen spezielle Erfassungsanwendungen und -technologien. In jüngerer Zeit werden Geodaten jedoch auch freiwillig durch interessierte Bürger erfasst und bereitgestellt (Crowdsourcing, Citizen Science).
In der Entwicklung und Anwendung von GIS finden sich wie oben bereits angedeutet heute gleichermaßen kommerzielle, free- und shareware sowie open source Lösungen. Dabei sind die Grenzen nicht immer klar gesteckt: Auch kommerzielle GIS nutzen freie oder open source Komponenten, und auch die Anbieter kommerzieller GIS stellen einige Systemkomponenten kostenfrei oder als open source zur Verfügung. Daher müssen mit der Entscheidung zu Auswahl und Einsatz eines speziellen GIS auch immer genaue Untersuchungen zu den implizierten Lizenzbedingungen, Erweiterungs- sowie Wartungsmöglichkeiten und Kosten einhergehen. Nicht zuletzt spielt die gute Nutzbarkeit (usability) eines GIS und die möglichst umfassende und leicht verständliche Systemdokumentation (etwa zur Systeminstallation, -anwendung und -schulung) eine wichtige Rolle bei der Produktentscheidung.