GIS finden ein weites Anwendungsumfeld in der Stadt- und Raumentwicklung, zumeist der GIS-Ausprägung Rauminformationssysteme (RIS) zugeordnet (Bill, 2016: Kap. 9.3). Ein RIS ist ein Instrument zur Entscheidungsfindung sowie ein Hilfsmittel für Planung und Entwicklung. Es besteht einerseits aus Datensammlungen (oft in Form sogenannter Statistischer Informationssysteme) zur Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Siedlungsentwicklung, zum Infrastrukturausbau, zur Flächennutzung usw. Diese Daten entstehen auf allen Ebenen der administrativen Hierarchie (z. B. Europäische Union, Bund, Land, Region, Regierungsbezirk, Kreis, Gemeinde).
Ein weites Anwendungsfeld ist die amtliche Statistik. Diese wird in Deutschland geführt durch das Statistische Bundesamt, die Statistischen Landesämter und Behörden in Kommunen, die für Statistik und Wahlen zuständig sind. Sie haben den Auftrag, Basisdaten über gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Zusammenhänge und Entwicklungen zu sammeln und für Auswertungen bereitzustellen. Dies geschieht z. B. durch Großzählungen (wie den Zensus 2011), spezielle Erhebungen oder im Rahmen des Verwaltungsvollzugs (laufende Raumbeobachtung, Genesis, CORINE). Die Daten sind räumlichen Gebietseinheiten wie Baublöcken und Ortsteilen zugeordnet, die mittels Kennziffern codiert sind.
Auf Bundesebene wäre hier seitens der Amtlichen Statistik die GENESIS-Online Datenbank (GENESIS 2014) oder bezüglich der Raumentwicklung die laufende Raumbeobachtung (BBSR 2014) zu nennen, beides Web-GIS-Plattformen, die jedermann Geoinformation in Form von Indikatoren sichtbar und teilweise auch zur Weiterbearbeitung verfügbar machen. Andererseits umfasst ein RIS auch die Verfahren und Methoden zur Erfassung, Aktualisierung und Verarbeitung von Geoinformationen als Basis für Planungsinformationssysteme. Diese werden von der europäischen bis zur kommunalen Ebene benötigt, um z.B. die Bauleitplanung, Regionalplanung, Landesplanung sowie Raumordnung sowie deren begleitende Fachplanungen (Verkehrsplanung, Naturschutz) durchzuführen.
Aktuelle Entwicklungen mit hoher Relevanz für die Stadt- und Raumplanung sind durch das INSPIRE-Vorhaben der EU (Richtlinie 2007/2/EG, 2007), nämlich dem Aufbau einer interoperablen Infrastruktur für räumliche Planungen in allen Mitgliedsstaaten, gegeben, so dass in naher Zukunft davon auszugehen ist, dass für Planungen harmonisierte Daten mittels Web-GIS-Technologien als Dienste allgegenwärtig nutzbar sind. Parallel steht in Deutschland das GovData-Portal (GOVDATA, 2014) als zentraler Einstiegspunkt für frei verfügbare Verwaltungsdaten vom Bund über die Länder bis zu den Kommunen zur Verfügung.